Accessibility als Wettbewerbsvorteil
Shownotes
In unserer neuesten Podcast-Episode dreht sich alles um Accessibility – und warum Barrierefreiheit weit mehr ist als nur ein Trend. Wolfgang Schoch spricht mit Frontend-Experten Jonas Kaltenbach darüber, wie barrierefreie Websites und Apps nicht nur Menschen mit Einschränkungen den Zugang zu digitalen Inhalten ermöglichen, sondern auch Unternehmen den Weg zu einer breiteren Nutzer:innenbasis und neuen Geschäftschancen ebnen.
Gemeinsam beleuchtensie, wie der European Accessibility Act, der im Sommer 2025 in Kraft tritt, verbindliche Standards in der EU setzt und Unternehmen dazu verpflichtet, sich proaktiv vorzubereiten. Welche ersten Schritte sind wichtig? Von Assessments über Schulungen für Entwickler:innen und Produktmanager bis hin zur Anwendung der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) – Wolfgang und Jonas liefern dir praktische Tipps und spannende Insights.
Shownotes: Fit für den EAA: https://www.inovex.de/de/leistungen/frontend/accessibility/european-accessibility-act/
Web Accessibilibty Training: https://www.inovex.de/de/training/web-accessibility/
Digitale Barrierefreiheit für Product Owner: https://www.inovex.de/de/training/digitale-barrierefreiheit-fuer-product-owner/
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Transkript anzeigen
Voiceover: Hallo und herzlich willkommen bei Digital Future, dem Podcast zur Technologie
Voiceover: und Unternehmenskultur.
Voiceover: Mein Name ist Wolfgang Schoch und ich bin Agile Coach bei Inovex.
Voiceover: Ich habe aber auch schon ein paar andere Sachen gemacht und so die IT-Branche
Voiceover: aus verschiedenen Blickwinkeln kennengelernt.
Voiceover: Zum Beispiel als Softwareentwickler, als Experte für Suchtechnologie oder im Vertrieb.
Voiceover: Ich freue mich, euch in jeder Folge des Podcasts eine Kollegin oder einen Kollegen
Voiceover: vorzustellen und mich mit ihr oder ihm über das jeweilige Fachgebiet zu unterhalten.
Voiceover: So bekommt ihr einen Einblick in unseren technologischen und unternehmenskulturellen Alltag.
Voiceover: In der heutigen Folge spreche ich mit meinem Kollegen Jonas Kaltenbach.
Voiceover: Jonas ist Softwareentwickler und sein besonderes Interesse gilt im Bereich Accessibility,
Voiceover: also der Zugänglichkeit.
Voiceover: Hier liegt der Fokus meist auf Websites und Apps.
Voiceover: Und diese Zugänglichkeit soll sicherstellen, dass auch alle Menschen solche
Voiceover: Angebote nutzen können. Auch wenn es individuelle Einschränkungen gibt,
Voiceover: beispielsweise eine Farbenblindheit.
Voiceover: Das Thema ist nicht nur aus Gründen der Gleichberechtigung wichtig.
Voiceover: Durch ein zugängliches Angebot sichert man sich auch den Zugang zu vielen zusätzlichen
Voiceover: Usern und damit auch zu potenziellen Kunden.
Voiceover: Derzeit ist Accessibility aber auch noch sehr stark im Gespräch,
Voiceover: da es eine europäische Gesetzgebung dazu geben wird.
Voiceover: Der European Accessibility Act wird im Sommer 2025 in Kraft treten und damit
Voiceover: ein verbindliches Rahmenwerk bilden.
Voiceover: Und darüber sprach ich natürlich auch mit Jonas.
Voiceover: Was gibt es hier für Unternehmen zu beachten und welche Chancen tun sich dabei
Voiceover: auf? Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Zuhören.
Wolfgang: Hallo Jonas, es ist schön, dass es heute hier in München geklappt hat. 2.
Wolfgang: Januar ist heute, das Jahr ist noch ganz frisch, genauso frisch wie das Thema,
Wolfgang: über das wir uns unterhalten und da freue ich mich ganz besonders drauf.
Wolfgang: Aber bevor wir da eintauchen, Jonas, wer bist du denn, wie lange bist du schon
Wolfgang: bei InnoVex und was machst du so den ganzen langen Tag?
Gast: Ja, hi Wolfgang. Ich bin Jonas Kaldenbach.
Gast: Ich bin seit fünf Jahren Softwareentwickler bei InnoVex, habe mich dabei in
Gast: die Bereiche Frontend und Accessibility spezialisiert und bin in den letzten
Gast: drei, vier Projekten, in denen ich so gearbeitet habe, immer wieder mit dem
Gast: Thema Barrierefreiheit zusammengestoßen.
Gast: Sei es für Produkte, die auf dem US-Markt gelandet sind, die da schon rechtlichen
Gast: Anforderungen genügen mussten oder Produkte auf dem deutschen Markt,
Gast: die sich durch Barrierefreiheit differenzieren wollten, bevor es rechtlich gefordert war.
Wolfgang: Ja, du hast es gerade schon genannt. Unser heutiges Thema ist Accessibility
Wolfgang: und ich habe wirklich ein bisschen geübt, um das Wort fehlerfrei auszusprechen,
Wolfgang: barrierefrei auszusprechen vielleicht auch.
Wolfgang: Und zu diesem Thema habe ich mich schon mal mit der Tanja und mit dem Matthias
Wolfgang: unterhalten vor einiger Zeit und wir knüpfen da heute mal ein bisschen dran
Wolfgang: an, denn das ist ein wichtiges Thema.
Wolfgang: Und Jonas, für alle Leute, die jetzt zuhören und jetzt nicht so vertraut sind
Wolfgang: mit Accessibility, kannst du vielleicht mal ganz kurz zusammenfassen bzw.
Wolfgang: Definieren, was das eigentlich bedeutet?
Gast: Ja, gerne. Grundlegend bedeutet Barrierefreiheit oder Accessibility,
Gast: dass wir als Menschen unsere Umwelt so gestalten, dass sie von allen Menschen
Gast: gleichermaßen genutzt und wahrgenommen werden kann.
Gast: Im Web bedeutet es dann konkret, dass wir Webseiten und Inhalte so gestalten,
Gast: dass sie von allen gelesen, erkannt werden können, dass man damit interagieren kann.
Wolfgang: Das ist natürlich eine gute Sache, dass man dadurch niemanden irgendwo ausschließt
Wolfgang: und ich trage eine Brille und das ist ja auch schon so ein bisschen eine Barriere
Wolfgang: manchmal, wenn es Webseiten gibt, wo die Schrift vielleicht so super, super klein ist.
Wolfgang: Ich meine, dann kann ich die ein bisschen größer stellen im Browser,
Wolfgang: aber das sind so die Momente, wo ich auch merke, dass ich manchmal vielleicht
Wolfgang: schon so ein kleines Problem habe.
Wolfgang: Jonas, du trägst keine Brille, deswegen muss ich direkt mal fragen,
Wolfgang: wieso ist denn das Thema für dich so spannend?
Wolfgang: Du beschäftigst dich da mit dir auch ziemlich viel, hast ja auch schon Vorträge drüber gehalten.
Wolfgang: Wo ist denn da so deine persönliche Connection?
Gast: Naja, so gut, dass ich keine Brille trage, das ist so ein bisschen tricky,
Gast: weil ich habe tatsächlich eine sehr große Sehschwäche und habe mir vor ein paar
Gast: Jahren die Augen operieren lassen.
Gast: Ich habe da so ein bisschen geteatet.
Gast: Ich bin durchaus mit dem Thema Sehschwächen sehr gut vertraut.
Gast: Ich glaube, als ich auf die Welt gekommen bin damals, hatte ich nur 10% Sehfähigkeit.
Wolfgang: Oh krass.
Gast: Genau, das hat sich bei mir über die Jahre zum Glück ein bisschen gebessert,
Gast: dank viel ärztlicher Hilfe, aber trotzdem immer noch eine sehr große Sehschwäche geblieben.
Gast: Das ist aber gar nicht mein Hauptmotivationsgrund, warum ich mich mit dem Thema
Gast: beschäftige, sondern das ist einfach für mich so, dass die Produkte,
Gast: die wir gestalten, von allen genutzt werden sollten.
Gast: Das sehe ich zum Beispiel bei meinen Eltern, dass die durch das Alter einfach
Gast: mittlerweile gewisse Einschränkungen haben, gerade was das Sehen betrifft.
Gast: Aber auch gibt es andere Leute in meinem Umfeld, die viele Hilfstechnologien
Gast: benutzen, um mit Webseiten zu interagieren. Zum Beispiel du,
Gast: der die Schriftgröße größer stellt.
Gast: Auch das ist ja schon das Nutzen einer Hilfstechnologie, sage ich mal.
Wolfgang: Ja.
Wolfgang: Also ich finde den Grundgedanken großartig, dass man Produkte so designt oder
Wolfgang: so gestaltet, dass man möglichst vielen oder im besten Fall allen Menschen die
Wolfgang: Chance gibt, damit irgendwie zu interagieren.
Wolfgang: Und ich glaube, wenn es um Webseiten geht, sicherlich so das ganze Optische
Wolfgang: ist wahrscheinlich das, was einem als erstes einfällt und was vielleicht auch
Wolfgang: den größten Impact irgendwie hat.
Wolfgang: So Schriftgröße, vielleicht auch die Komposition von irgendwelchen Bildelementen,
Wolfgang: Farblehre, dass man vielleicht jetzt kein, ich weiß nicht, gelbe Schrift auf
Wolfgang: orangenem Hintergrund verwendet. Also die ganzen Dinge.
Wolfgang: Und da drauf zu achten, finde ich schon mal gut.
Wolfgang: Aber es ist ja so, es kommt nicht nur darauf an, dass man jetzt was Gutes tun
Wolfgang: möchte, sondern es gibt ja auch so diesen EU Accessibility Act,
Wolfgang: der demnächst, glaube ich, in Kraft tritt und der vorschreibt,
Wolfgang: dass da gewisse Vorkehrungen getroffen werden müssen.
Gast: Genau, es gibt jetzt den European Accessibility Act, der zum 26.
Gast: Juni diesen Jahres in Kraft tritt.
Gast: Den gibt es schon relativ lange, also der ist ja lange schon bekannt,
Gast: mindestens fünf Jahre jetzt, glaube ich.
Gast: Das heißt, jeder müsste eigentlich wissen, dass das kommt und bereit dafür sein.
Gast: Die Realität ist natürlich eine andere.
Gast: Gerade deswegen erhalten wir bei NMX zur Zeit auch sehr viele Anfragen zu dem Thema.
Gast: Und das ist definitiv was, was auf die Wirtschaft demnächst zukommt.
Wolfgang: Ja, ich muss da ein kleines bisschen an die Datenschutz-Grundverordnung denken,
Wolfgang: die vor ein paar Jahren in Kraft getreten ist und wenige Wochen oder Monate
Wolfgang: bevor dann dieser Stichtag war,
Wolfgang: da haben sich gefühlt alle Leute im Internet verrückt gemacht,
Wolfgang: weil es dann irgendwie hieß, hey,
Wolfgang: jetzt kommt hier was aus dem Nichts und ich meine, die Datenschutz-Grundverordnung
Wolfgang: war ja auch einige Jahre schon bekannt, dass die kommt, aber die war so weit
Wolfgang: in der Zukunft noch, dass man es so ein bisschen vor sich her geschoben hat und ich finde,
Wolfgang: da gibt es schon so eine Parallelität irgendwo, oder?
Gast: Ein Stück weit gibt es eine Parallelität, aber der Hauptunterschied zum DSGVO-Thema
Gast: ist, dass der European Accessibility Deck nur für neue Produkte und Dienstleistungen
Gast: ab dem 8.26. gilt, nicht für bestehende.
Wolfgang: Oh, okay. Das ist ein großer Unterschied.
Gast: Genau, da kann man darüber diskutieren, was bedeutet bei Software ein neues Produkt.
Gast: Heißt das, wenn ich einen Patch für meine Software veröffentliche,
Gast: der zum Beispiel einfach nur ein paar Dependencies oder so updatet?
Gast: Ist das dann schon eine neue Version? Ist das eine neue Version dieses digitalen Produkts?
Gast: Das ist aber, glaube ich, ein Thema, das müssen Anwälte klären.
Gast: Das möchte ich nicht hier erklären.
Wolfgang: Sind dir da schon irgendwelche juristischen Auslegungen begegnet?
Gast: Dadurch, dass der European Accessibility Act noch nicht in Kraft ist,
Gast: gibt es dazu auch noch keine Urteile.
Gast: Es gibt rechtliche Einschätzungen von Anwälten, aber aktuell gibt es da noch
Gast: keine, sag ich mal, wegweiten Rechtsprechungen.
Wolfgang: Es wird auf jeden Fall sehr spannend werden, wenn es dann im Juni,
Wolfgang: hast du gesagt, soweit ist.
Gast: Genau, 28. Juni.
Wolfgang: Du hast dich damit beschäftigt mit dem EU Accessibility Act. Was steht denn da drin?
Wolfgang: Kannst du das mal auf so zwei, drei Sätze herunterbrechen, Jonas? Ja, gerne kann ich.
Gast: Ich glaube, es sind 50 Seiten insgesamt das Dokument. Ich habe mir das letztes
Gast: Jahr mal ausgedruckt und mit nach Hause genommen zum Lesen.
Gast: Ist einiges steht da drin.
Wolfgang: Vielleicht können wir ja mal mit einem Beispiel rangehen. Also ich möchte eine
Wolfgang: neue Website launchen, die wird aber wahrscheinlich erst Ende des Jahres fertig,
Wolfgang: als wir nach Inkrafttreten vom EU-Accessibility Act.
Wolfgang: Das wird mein neues Business und das ganze Ding soll gut sein und natürlich
Wolfgang: den Ansprüchen genügen.
Wolfgang: Was sind denn solche Schlüsselelemente, auf die ich achten sollte in diesem
Wolfgang: neuen Produkt oder in dieser Entwicklung?
Gast: Vielleicht fangen wir einfach mal damit an, dass wir ein bisschen über die Zielsetzung
Gast: des European Accessibility Acts reden, weil das ist ganz gut im Hinterkopf zu
Gast: behalten, wenn es nachher darum geht, was sind die rechtlichen Vorschriften
Gast: und warum existieren die.
Gast: Die Grundidee ist, dass es in Europa bisher schon rechtliche Vorschriften zum
Gast: Thema Barrierefreiheit gab in den einzelnen Mitgliedstaaten,
Gast: die aber nicht einheitlich waren.
Gast: Und da wir uns als Europäer frei in Europa bewegen können,
Gast: gilt das natürlich auch für Menschen mit Einschränkungen, die dann aber mit
Gast: Barrieren konfrontiert sind,
Gast: weil sie in dem Moment, wo sie von einem Land ins andere bewegen,
Gast: auf einmal andere Gegebenheiten vorfinden, die sie nicht gewohnt sind.
Gast: Und dadurch entstehen Barrieren.
Gast: Das heißt, ein Ziel ist es, dieses anzugleichen, dass in allen europäischen
Gast: Ländern die gleichen Vorschriften gelten,
Gast: um zum Beispiel freie Bewegung oder eben Dinge, die man sehr oft und alltäglich
Gast: macht, die auch essentiell für den Alltag sind, wie zum Beispiel Einkaufen, Transport,
Gast: Telekommunikation, dass die eben einheitlich geregelt sind und somit keine zusätzlichen
Gast: Barrieren für Menschen mit Einschränkungen entstehen.
Gast: Genau, mit diesem Hintergedanken schauen wir uns dann mal an,
Gast: für was der European Accessibility eigentlich gilt und da wird generell zwischen
Gast: zwei Dingen unterschieden und zwar zwischen Produkten und Dienstleistungen.
Gast: Also Produkte sind Hardware, sage ich jetzt mal.
Gast: Also das betrifft dann Computer, Smartphones, aber auch so Sachen wie Ticketautomaten
Gast: für den öffentlichen Nahverkehr, allgemein für den öffentlichen Verkehr,
Gast: aber auch E-Book Reader zum Beispiel.
Wolfgang: Betrifft das dann nur elektronische Geräte? Wobei ich meine,
Wolfgang: heute steckt ja überall Elektronik drin, also keine Ahnung.
Wolfgang: Wenn ich jetzt mir ein Auto kaufe, dann steckt ja natürlich auch super viel
Wolfgang: Elektronik drin und dann wird da wahrscheinlich auch dieser Act dafür gelten.
Gast: Ja, bei Autos ist es wieder so, danach gilt der wahrscheinlich nicht,
Gast: weil der nicht davon abgedeckt ist.
Gast: Ich glaube, bei Produkten waren es hauptsächlich eben Hardware-Systeme,
Gast: die Universalrechner sind.
Gast: Das ist sowas wie Computer.
Gast: Dann haben wir Servicebedienungsterminals. Das sind eben Fahrkartenautomaten,
Gast: Geldautomaten, solche Dinge.
Gast: Es gibt ein Thema, das sind Verbraucherendgeräte, die für Telekommunikationsdienste benutzt werden.
Gast: Das sind dann die Smartphones zum Beispiel.
Wolfgang: Okay, oder Smart-TV vielleicht auch.
Gast: Genau, das ist dann die nächste Produktgruppe. Das sind Verbraucherendgeräte
Gast: mit interaktivem Leistungsumfang. Ja.
Gast: Das sind dann interaktive Fernseher.
Wolfgang: Okay.
Wolfgang: Also schon viele von den ganzen Geräten, die wir so im Alltag einfach haben,
Wolfgang: mit denen wir interagieren.
Gast: Genau, aber es ist halt schon auch ein Stück weit eingeschränkt.
Gast: Also nicht jedes technische Gerät, das es auf dem freien Markt gibt,
Gast: ist durch den European Accessibility Act betroffen, sondern eben nur diese definierten
Gast: Produktgruppen aus dem Gesetzestext.
Wolfgang: Okay, wenn ich mir jetzt beispielsweise, keine Ahnung, eine Profi-Videokamera
Wolfgang: kaufe, die ist vielleicht super kompliziert zu bedienen und nicht Accessibility-mäßig
Wolfgang: gut aufgestellt, Aber das ist dann auch okay,
Wolfgang: weil es jetzt nicht abgedeckt ist von diesen Produktkategorien.
Gast: Genau. Und genauso gibt es eben Einschränkungen für welche Dienstleistungen
Gast: dieser European Accessibility Act gilt.
Gast: Das ist die andere große Sparte. Das ist das, wo wir uns auch hauptsächlich
Gast: bewegen bei Interwex, nämlich die Softwareprodukte für Dienstleistungen.
Gast: Das sind Telekommunikationsdienste, Webseiten, Apps für Ticketdienste,
Gast: für Personenbeförderungsdienste,
Gast: Bankdienstleistungen, E-Book-Software und Dienstleistungen im elektronischen Geschäftsverkehr.
Gast: Also alles, was irgendwie E-Commerce ist und das sind dann, sag ich mal,
Gast: die Dinge, die, was ich vorhin gemeint habe, mit Alltag oder Dinge,
Gast: die oft benötigt werden, die werden dadurch abgedeckt.
Gast: Also es wird nicht jedes einzelne Produkt oder jede einzelne Dienstleistung
Gast: dadurch geregelt, sondern nur bestimmte wichtige essentielle Dienstleistungen.
Wolfgang: Aber schön, dass da sowas Exotisches drauf Office wie E-Book-Reader-Software?
Gast: Ja, den genauen Hintergrund dahinter weiß ich auch nicht.
Gast: Ich würde vermuten, dass das so ein bisschen mit dem Thema Informationsfreiheit zusammenhängt.
Gast: Bücher sollten für alle zugänglich sein.
Wolfgang: Ja, absolut.
Gast: Und da Bücher mittlerweile auch sehr viel als E-Books konsumiert werden,
Gast: macht es auch Sinn, sowohl die Geräte als auch die eigentlichen E-Books an sich
Gast: barrierefrei zu gestalten.
Wolfgang: Okay, das heißt, wenn man jetzt in einem Segment unterwegs ist,
Wolfgang: das hiervon jetzt betroffen ist, dann muss man aufpassen und mal drüber nachdenken,
Wolfgang: ob man die ganzen Vorschriften auch erfüllt mit seinem Produkt.
Wolfgang: Und wenn wir jetzt als Dienstleister beispielsweise Websites bauen oder E-Commerce-Anwendungen
Wolfgang: bauen beispielsweise für unsere Kunden,
Wolfgang: dann müssen wir da auch drauf achten,
Wolfgang: weil wir dann quasi in diesem Dienstleistungssegment quasi betroffen sind.
Gast: Genau. Und es gibt halt schon sehr viele Produkte, die eben unter diesen Punkt
Gast: elektronischen Geschäftsverkehr fallen.
Gast: Weil es ist so, im Gesetzestext ist es dann so geregelt, dass alle Bestandteile,
Gast: die irgendwie zu diesem Geschäftsverkehr gehören, also das ist der gesamte Prozess,
Gast: der am Ende mit einem Vertragsabschluss endet.
Gast: Das heißt, wir haben auch solche Dinge wie ein Online-Termin-Buchungsterminal
Gast: zum Beispiel für einen Friseurtermin, Arzttermin oder sonstiges müssen barrierefrei
Gast: sein, auch wenn das eigentliche,
Gast: dann vor Ort stattfindet, wie zum Beispiel der Friseurbesuch,
Gast: der findet ja nicht online statt, muss das Online-Buchungsportal schon barrierefrei
Gast: sein, weil es Teil eben dieses gesamten Geschäftsprozesses ist.
Wolfgang: Der am Ende in einem Vertragsabschluss ist. Gibt es da Unterscheidungen zwischen B2B und B2C-Prozessen?
Gast: Genau, es handelt sich rein um B2C-Prozesse. B2B ist dadurch nicht abgedeckt.
Wolfgang: Das heißt, im B2B-Bereich darf ich weiterhin mit Excel und FDP handwerken.
Gast: Richtig, genau, weil der SADN-Nutzer ist kein europäischer Bürger,
Gast: sondern eine andere Firma.
Gast: Und wenn du dein Portal so schlecht gestaltest, dass deine Kunden das nicht
Gast: benutzen können, bist du selber schuld.
Wolfgang: Ja, also ich habe sowas natürlich noch nie in der Praxis gesehen,
Wolfgang: aber könnte mir vorstellen, dass es sowas noch gibt. Okay, cool.
Wolfgang: Und kannst du da ein kleines bisschen konkreter werden?
Wolfgang: Also keine Ahnung, beispielsweise der Kunde stellt Fahrräder her,
Wolfgang: möchte die es über das Internet verkaufen, möchte eine coole Website für Produktpräsentation,
Wolfgang: aber auch eine Seite, wo man Termine buchen kann, wo man Online-Shop hat etc.,
Wolfgang: wo man also betroffen ist, also betroffen in Anführungszeichen von dieser neuen Gesetzgebung.
Wolfgang: Wie würde man denn da vorgehen oder wo muss man denn da vielleicht speziell
Wolfgang: auf Dinge achten, die man sonst so nicht auf dem Schirm hat oder hatte?
Gast: Also es ist so, dass für, gerade für kleinen Unternehmen gibt es nochmal eine
Gast: Ausnahmeregelung, dass sie eben vom European Accessibility Act nicht betroffen
Gast: sind, weil, wie du schon angedeutet hast, ist das doch mit ein bisschen Aufwand
Gast: verbunden, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Gast: Deswegen sind zum Beispiel Unternehmen mit, glaube ich, unter zehn Mitarbeitern
Gast: und einem Jahresumsatz unter zwei Millionen Euro, sind davon ausgeschlossen.
Gast: Das heißt nicht jeder, gerade Selbstständige, die einen kleinen Betrieb haben
Gast: und eine kleine Webseite dazu, müssen jetzt nicht sehr viel Geld investieren,
Gast: um das am Ende barrierefrei zu machen.
Gast: Es ist aber so, dass mit diesem European Accessibility Act kommt eben auch eine
Gast: EU-Norm, die genau definiert, wie ein Produkt oder eine Dienstleistung barrierefrei zu gestalten ist.
Gast: Und für uns ist hauptsächlich das Web interessant. Das heißt,
Gast: wir schauen uns den Teil Dienstleistungen und gerade eben Online-Dienstleistungen
Gast: an. Es gibt die Web Content Accessibility Guidelines mittlerweile in der Version 2.2.
Gast: Der European Accessibility Act benutzt die Web Content Accessibility Guidelines
Gast: Version 2.1, glaube ich, als Basis.
Gast: Und übernimmt die größtenteils und erweitert sie um weitere Richtlinien.
Wolfgang: Und von wem sind diese Guidelines?
Gast: Die Web Content Accessibility Guidelines sind vom W3C. Das ist das World Wide
Gast: Web Konsortium, das veröffentlicht diesen Standard.
Gast: Oder die Guidelines ist ja keine offizielle Norm, die Web Content Accessibility
Gast: Guidelines, aber sie dienen eben als...
Gast: Eben als Set an Guidelines, um barrierefreie Produkte zu gestalten.
Wolfgang: Ja, ich meine, es lohnt sich ja auch, wenn es da schon was gibt,
Wolfgang: irgendwie, ich sage mal in Anführungszeichen, so ein Standardwerk.
Wolfgang: Und das W3C ist ja auch jetzt eine bekannte Organisation, die im kompletten,
Wolfgang: der Name steckt ja schon drin, im kompletten Web viele solche Guidelines und
Wolfgang: Normen irgendwo erarbeitet hat.
Wolfgang: Lohnt es sich natürlich, auf sowas drauf aufzubauen und nicht nochmal bei Null anzufangen.
Gast: Richtig. Und auch wenn wir mit dem Hintergedanken, dass wir internationale Vergleichbarkeit
Gast: haben wollen, dann macht es natürlich Sinn, einen etablierten Standard zu nehmen
Gast: und nicht nochmal was komplett Neues zu gestalten.
Wolfgang: Okay, das heißt dann, dieser EU Accessibility Act, der setzt auf diesen Guidelines
Wolfgang: auf vom W3C und verfeinert vielleicht noch ein bisschen was,
Wolfgang: aber hat dann im Gesetzestext dann so ein Set an,
Wolfgang: weiß nicht, Regeln oder Vorschriften drin, die zu beachten sind.
Gast: Genau, so funktioniert das. Und die Web Content Accessibility Guidelines an
Gast: sich, die sind ja so definiert, dass es für jede einzelne Guideline gibt,
Gast: Erfolgskriterien und es gibt Fehlerkriterien.
Gast: So kann man dann eben für einzelne Guidelines relativ einfach bestimmen,
Gast: ob sie erfüllt ist oder nicht.
Wolfgang: Hast du da ein Beispiel, dass das ein bisschen greifbarer ist?
Gast: Ja, wenn man uns zum Beispiel mal die Regel 1.4.1.
Wolfgang: Wer kennt sie nicht?
Gast: Use of Color nennt sich das. Das beschreibt,
Gast: dass Farbe nicht nur dafür benutzt werden sollte oder nicht die ausschließliche
Gast: Information sein soll, um gewisse Informationen zu vermitteln.
Gast: Das heißt, wenn wir einen Link auf einer Webseite haben, wenn wir den nur durch
Gast: die Farbe hervorheben, ist das nicht ausreichend, weil es eben sehr viele Menschen
Gast: gibt, die Farbschwächen haben beim Sehen.
Gast: Und für dieses Kriterium gibt es dann eben auch ein Set an Fehlerkriterien oder
Gast: Techniken, die es umzusetzen.
Gast: Und daran kann man dann sehr einfach sich durcharbeiten und erkennen,
Gast: ob eben das Kriterium auf einem
Gast: eigenen Produkt oder einer eigenen Dienstleistung erfüllt ist oder nicht.
Wolfgang: Also man könnte so einen Link beispielsweise einfärben und zusätzlich noch unterstreichen zum Beispiel.
Gast: Genau, das wäre eine Lösung, sowas hervorzuheben.
Wolfgang: Oder ich habe auch schon Webseiten gesehen, wo dann irgendwie so ein grafischer,
Wolfgang: so ein farbiger Block um so einen Link rum war, dass man es gesehen hat,
Wolfgang: dass es sich halt hervorgehoben hat. Okay, cool.
Wolfgang: Und da gibt es, weißt du ungefähr, wie viele solche Vorschriften oder Regeln,
Wolfgang: dass es gibt? So Pi mal Daumen.
Gast: Also die Web Content Accessibility Guidelines, die basieren auf 13 Richtlinien.
Wolfgang: Das ist aber nicht so viel.
Gast: Mit Unterpunkten.
Wolfgang: Dann ist es vielleicht doch viel.
Gast: Genau. Der European Accessibility Act erweitert die Web Content Accessibility
Gast: Guidelines nochmal um sechs weitere Kapitel jetzt in Bezug auf Webseiten.
Gast: Da geht es dann nochmal um allgemeinere Anforderungen auch zum Thema Zweiwege
Gast: Sprachkommunikation oder Dokumentation und Support, die bisher von den Web Content
Gast: Accessibility Guidelines nicht abgedeckt sind.
Wolfgang: Wie sind deine Einschätzungen bezüglich dieser ganzen Guidelines?
Wolfgang: Manche Dinge kann man ja sicherlich entweder sehr einfach umsetzen oder man
Wolfgang: hat die vielleicht auch schon.
Wolfgang: Also wenn es um sowas wie diese Links geht, dann kannst du das ja mit ein paar
Wolfgang: zusätzlichen CSS-Regeln beispielsweise relativ einfach implementieren für deine ganze Website.
Wolfgang: Also vorausgesetzt, die Website ist vernünftig in Anführungszeichen aufgebaut,
Wolfgang: sodass du vielleicht auch zentrale Invo CSS hast, mit dem du das machen kannst.
Wolfgang: Aber das ist ja was, was wahrscheinlich relativ easy ist.
Wolfgang: Wie würdest du das einschätzen? Wie viele Punkte gibt es denn da,
Wolfgang: die man vielleicht hat oder sonst auch sehr einfach umsetzen kann?
Wolfgang: Und wo sind denn eher so diese harten Nüsse, die man dann vielleicht knacken
Wolfgang: muss? Und wie sehen die Nüsse aus?
Gast: Ja, das ist im Prinzip so, dass es wie bei sehr vielen anderen Dingen ist,
Gast: dass es die 80-20-Regel gilt.
Gast: Also mit 20 Prozent des Aufwands kann man 80 Prozent der Probleme lösen.
Gast: Es ist natürlich immer ein bisschen vom Produkt abhängig, welche davon jetzt
Gast: die Low-Hanging-Fruits sind, welche Sachen sind einfach umzusetzen und was ist
Gast: ein bisschen schwieriger.
Gast: Das hängt auch oft damit zusammen, wie viel Software von Drittanbietern man in seiner Webseite hat.
Gast: Gerade zum Beispiel so Themen wie Cookie Banner werden ja gerne über Software
Gast: von Drittanbietern gelöst, zum Beispiel User-Centrics oder sowas.
Gast: Und da ist natürlich wichtig, dass auch die Software von Dritterbietern,
Gast: die man auf seiner Webseite einbindet, an sich barrierefrei gestaltet ist.
Gast: Da hat man aber oft nicht so den Einfluss, da kann man nicht mehr schnell ein
Gast: bisschen CSS oder ein bisschen JavaScript ändern, um was barrierefrei zu machen
Gast: und das sind dann oft Dinge, die vielleicht ein bisschen länger dauern vom Prozess
Gast: her, dort die Anpassungen zu bekommen, die man braucht, um barrierefrei zu erreichen.
Wolfgang: Ja, das ist vielleicht aber auch ein ganz guter Prüfstein, um mal zu überlegen,
Wolfgang: ob man vielleicht solche fremden Sachen überhaupt einbinden möchte auf seiner Website.
Wolfgang: Ich erinnere da an so Nachrichten-Websites, wo dann im Cookie-Banner,
Wolfgang: wenn man mal draufklickert, mal drin steht, hey, wir haben 738 Partner,
Wolfgang: die deine Daten einfach aufessen möchten. Ist das okay für dich?
Gast: Ja, und gerade wenn man zum Beispiel Nutzer hat, die nur mit der Tastatur interagieren,
Gast: die vielleicht mit der Tastatur erstmal sich durch die 350 Partner navigieren
Gast: müssen, bevor sie zum Inhalt der Webseite kommen,
Gast: ist es auch ein bisschen verständlicher, warum Barrierefreiheit so wichtig ist,
Gast: weil nur weil mit der Maus ein Button sehr schnell erreichbar ist,
Gast: heißt das nicht, dass er mit der Tastatur genauso schnell erreichbar ist.
Wolfgang: Also das heißt, es gibt sowohl einfach umsetzbare, als auch eher so ein bisschen kniffligere Dinge.
Gast: Genau, und das hängt immer sehr stark auch von der Webseite an sich ab.
Gast: Wie ist die aufgebaut? Ist das eine Webseite, die primär Informationen vermittelt?
Gast: Ist es eine sehr interaktive Webseite?
Gast: Wir hatten mal ein Projekt, da ging es um so eine Art Routenfinder Tool mit
Gast: einer integrierten Karte, auf der Elemente angezeigt werden müssen und das Ganze
Gast: sollte eben auch barrierefrei gestaltet werden.
Gast: Das ist dann nochmal anspruchsvoller als jetzt eine Webseite,
Gast: die einfach nur Text bereitstellt.
Wolfgang: Gibt es da deiner Meinung nach irgendwelche Kriterien, die weltfremd sind?
Wolfgang: Also sowas hört man ja manchmal, wenn so Sachen reguliert werden,
Wolfgang: dass dann irgendwelche Kriterien vielleicht irgendwie drin vorkommen,
Wolfgang: wo so realitätsfern sind einfach.
Gast: Nee, also solche Kriterien sind mir jetzt nicht bekannt. Also gerade wenn wir
Gast: uns die Web-Content-Accessibility-Guidelines anschauen, ist das alles sehr transparent.
Gast: Die werden öffentlich weiterentwickelt. Auf GitHub kann man das live mitverfolgen
Gast: und da ist auch zu jedem einzelnen Kriterium erläutert, warum es das gibt.
Gast: Das heißt, welche Einschränkungen werden damit adressiert.
Gast: Und das hilft auch dann sehr, sehr viel bei der Nachvollziehbarkeit.
Gast: Wenn ich das als Entwickler umsetze, dann ist es halt sehr gut auch zu verstehen,
Gast: was eigentlich das Problem dahinter ist.
Gast: Also nicht nur die Richtlinie an sich zu betrachten, sondern okay,
Gast: warum hilft diese Richtlinie Menschen?
Wolfgang: Ja, das wäre so noch meine Frage gewesen. Die Frage nach dem Warum.
Wolfgang: Also wir hatten es ja schon ein bisschen, dass man damit einfach Leuten die
Wolfgang: Möglichkeit gibt, sowas zu nutzen, die sonst eben halt ausgesperrt wären.
Wolfgang: Aber abgesehen von dem Goodwill, was für Nutzen hatten ein Unternehmen oder
Wolfgang: was für Nutzen haben wir denn als Gesellschaft von sowas wie so einem EU Accessibility Act?
Wolfgang: Hat das einen wirtschaftlichen Benefit irgendwo?
Gast: Also sowas direkt wirtschaftlich zu quantifizieren, ist immer ein bisschen schwer,
Gast: weil auch eben der Vorteil so ein bisschen vielschichtig ist.
Gast: Man hat zum einen Barrierefreiheit so ein bisschen als Innovationstreiber,
Gast: weil durch die neuen Anforderungen gibt es dann auch einen Treiber für innovative
Gast: technische Lösungen für bestimmte Produkte.
Gast: Das heißt, ein Produkt, das zum Beispiel voll Tastaturen nutzbar ist,
Gast: finde ich als Softwareentwickler auch richtig cool, muss ich sagen,
Gast: Weil ich lebe auf der Tastatur, Maus ist nicht so mein Freund.
Gast: Und wenn ich dann eine Webseite oder ähnliches einfach nur mit der Tastatur
Gast: bedienen kann und da schnell durchkomme, dann finde ich das super.
Gast: Das ist jetzt nicht, weil es eine Barriere für mich ist, aber ich finde das
Gast: Produkt dadurch einfach cooler und auch innovativer.
Gast: Dann haben wir so ein bisschen das Thema, dass viele Firmen auch auf Social
Gast: Responsibility achten wollen und damit ihre Marke aufwerten wollen.
Gast: Da ist bei ihrer Freiheit natürlich
Gast: auch etwas Tolles, was man auch ein bisschen nach außen tragen kann.
Gast: Also hey, wir differenzieren uns gegenüber unseren Konkurrenten dadurch,
Gast: dass wir eben inklusiv für alle unsere Dienstleistungen anbieten.
Gast: Und letztlich ist das Thema Risikominimierung noch interessant.
Gast: Das heißt, wenn es dementsprechend Rechtsprechung gibt, die es ja zum Beispiel
Gast: in den USA schon lange gibt und jetzt dann auch durch den European Accessibility Act in Europa,
Gast: ist man je nach Produkt auch rechtlich angreifbar, was für viele Firmen leider
Gast: auch nur dann ein Kostenpunkt ist.
Gast: Und durch Bärfreiheit kann man eben das rechtliche Risiko dann auch minimieren.
Wolfgang: Ja, ich glaube trotzdem vielleicht, ja, es ist nicht gut quantifizierbar,
Wolfgang: aber ich habe ja potenziell auch einen viel größeren Nutzerkreis dann einfach.
Wolfgang: Es gibt viel mehr Menschen, die mein Produkt nutzen können, weil sie eben es nutzen können.
Wolfgang: Und dann habe ich ja auch eine viel größere Zielgruppe und kann ja theoretisch
Wolfgang: auch viel mehr Geld verdienen.
Gast: Richtig, genau. Also man hat durch Barrierefreiheit, man erreicht mehr Menschen.
Gast: Das heißt, man hat theoretisch eine größere Reichweite, aber das ist sehr schwer messbar.
Wolfgang: Das stimmt absolut.
Gast: Weil ein Besucher an deiner Webseite, der sagt dir ja nicht,
Gast: welche Einschränkungen er hat.
Gast: Und wenn du ein Produkt verkaufst und am Ende der Kauf abgeschlossen wird,
Gast: weißt du ja auch nicht, welche Einschränkungen dieser Nutzer jetzt hatte.
Gast: Und da Barrierefreiheit oft ein Thema ist, das über lange Zeit umgesetzt wird,
Gast: das wird ja nicht von einem Tag auf den anderen werden alle Barrierefreiheitsprobleme gelöst.
Gast: So ist es leider nicht, sondern das ist meistens ein längerer Prozess.
Gast: Das heißt, wenn dann einen sehr kontinuierlichen Anstieg an Nutzern oder an
Gast: Sales in meinem Produkt jetzt, dann ist es sehr schwer, das rein der Barrierefreiheit
Gast: zuzurechnen und somit zu quantifizieren.
Wolfgang: Wie verändert sich so der Arbeitsalltag von so einem Frontend Engineer wie dir
Wolfgang: beispielsweise durch solche Dinge wie Barrierefreiheit oder durch diese ganzen Anforderungen.
Wolfgang: Das ist ja sicherlich auch was, was in den letzten Jahren zugenommen hat.
Wolfgang: Auch so deine Wahrnehmung hat dir auch zugenommen, hast du ja anfangs gesagt.
Wolfgang: Gehst du ganz anders an Projekte ran oder gehst du auch ganz anders in Gespräche mit Kunden?
Wolfgang: Wenn ich vielleicht mal unterstellen darf, dass vielleicht ein Kunde,
Wolfgang: der nicht so tief in der Technik drinsteckt, da vielleicht nicht so viel vormissen hat?
Gast: Also für mich hat sich das schon sehr geändert. der Alltag in der Softwareentwicklung,
Gast: da ich viele Features oder neue Funktionen in Produkten auch zum Beispiel mit
Gast: der Tastatur teste. Funktioniert das?
Gast: Weil gerade viele Hilfstechnologien basieren auf Tastatur-Inputs.
Gast: Das heißt, wenn das Produkt mit der Tastatur nutzbar ist, ermöglicht das sehr
Gast: vielen Menschen mit der Webseite zu interagieren.
Gast: Und deswegen habe ich das mittlerweile bei mir so als Standardding aufgenommen,
Gast: dass ich immer schaue, funktioniert das auch mit der Tastatur?
Wolfgang: Es ist generell, also ich kenne mich nicht so aus, aber ist es generell so,
Wolfgang: dass Menschen, die jetzt irgendwelche körperlichen Einschränkungen haben,
Wolfgang: dann eher ein Problem mit einer Mausbedienung haben und mit der Tastatur dann
Wolfgang: irgendwie besser zurechtkommen?
Gast: Das weiß ich gar nicht. Da möchte ich gar keine Aussage drüber treffen,
Gast: weil Einschränkungen sind so vielseitig und so individuell, dass das sehr schwer zu sagen ist.
Gast: Aber was man halt sagen kann, ist, dass Hilfstechnologien, die Menschen benutzen,
Gast: es oft einfacher ist, in Tastatur-Input umzuwandeln als in Maus-Input.
Gast: Bei der Maus bewegen wir uns in einem Koordinatensystem.
Wolfgang: Ja, verstehe.
Gast: Und mit der Tastatur bewegen wir uns sag ich mal, wenn wir uns durch eine Webseite
Gast: bewegen, machen wir das mit der Tab-Taste und da springen wir zu fokussierbaren Elementen.
Gast: Und das ist halt einfacher umzusetzen, als eben auf einem Screen eine Position anzufahren.
Wolfgang: Ja, es ist ja auch vielleicht so vorstellbar, dass wenn man jetzt vielleicht
Wolfgang: auch mit seinen Händen eingeschränkt ist, warum auch immer, und vielleicht auch
Wolfgang: nicht alle Finger so benutzen kann,
Wolfgang: dass man vielleicht aber dann trotzdem noch eher Tasten koordiniert drücken
Wolfgang: kann, als jetzt da so ganz präzise zu navigieren.
Wolfgang: Oder vielleicht auch, wenn man, weiß nicht, keine so ruhige Hand mehr hat und
Wolfgang: vielleicht ein bisschen zittert oder so, dann ist es mit der Maus vielleicht
Wolfgang: schwieriger, aber eine Taste kannst du vielleicht trotzdem noch drücken.
Gast: Ja, richtig. Aber es wird wahrscheinlich auch Einschränkungen geben,
Gast: bei denen die Bedienung mit der Maus einfacher ist.
Wolfgang: Sicher, ja.
Gast: Und da gilt es dann auch, oder gerade bei Touch-Interfaces gilt es natürlich
Gast: dann auch, die Touch-Flächen so zu gestalten, dass sie eben auch gut treffbar
Gast: sind, auch wenn man nicht mehr die präziseste Hand oder so hat.
Wolfgang: Ja, kennt man ja auch vom Smartphone, wenn da so ein Keyboard eingeblendet wird,
Wolfgang: so klein ist, dass man, also das heißt man, dass ich die Buchstaben fast nicht
Wolfgang: mehr auseinanderhalten kann.
Wolfgang: Und wenn man sich dann vorstellt, wenn man nicht mehr so ruhig ist vielleicht
Wolfgang: mit der Hand und noch schlechter sieht, dann ist es auch unmöglich, das Ding zu bedienen.
Gast: Genau, und dafür gibt es eben auch verschiedene Hilfstechnologien, die man verwenden kann.
Gast: Sprachinput ist mittlerweile sehr verbreitet und wird auch genutzt.
Gast: Und das sind eben Dinge, die man einfach, wenn man Webseiten entwickelt,
Gast: im Hinterkopf behalten muss, dass man eben dieses Nutzen von Hilfstechnologien
Gast: und Browser-Features erlaubt und nicht durch die eigene Softwareentwicklung verbaut.
Wolfgang: Aber macht das deine Arbeit nicht immer schwieriger? Also so ganz naiv vorgestellt,
Wolfgang: du fängst irgendwann mal an als Frontend Engineer und du schaffst dir so die
Wolfgang: ganze Technologie drauf, den Stack und so weiter,
Wolfgang: verstehst wie der Browser funktioniert und dann kommen aber immer wieder noch
Wolfgang: so zusätzliche Themen, die ja nicht mehr gehen.
Wolfgang: Also sowas wie das Accessibility, das ist nochmal was, was dazu kommt.
Wolfgang: Macht das den Arbeitsalltag nicht dann immer komplexer?
Gast: Also es ist natürlich schon ein weiteres Set an Anforderungen.
Wolfgang: Ja.
Gast: Aber es ist auch so, dass Accessibility mich oft motiviert, bessere Software zu schreiben.
Gast: Dadurch, dass ich besser semantisches HTML schreibe und viel bewusster die Webseite
Gast: gestalte, es fällt am Ende ein besseres Produkt raus.
Gast: Und das ist, was mir als Software-Engineer auch wichtig ist,
Gast: dass ich das bestmögliche Produkt baue.
Wolfgang: Ja, das finde ich cool. Sehr cool. Ja,
Wolfgang: wenn jetzt jemand so ein Produkt bauen will oder vielleicht in der Entwicklung
Wolfgang: hat oder vielleicht auch ein existierendes Produkt hat und fit werden möchte
Wolfgang: für den EU Accessibility Act und parallel vielleicht auch einfach sein Produkt
Wolfgang: besser machen möchte und jetzt vielleicht auch durch die Berichterstattung,
Wolfgang: durch die Medien darauf aufmerksam wird, dass es doch eine gute Idee wäre,
Wolfgang: sich jetzt damit zu beschäftigen.
Wolfgang: Was sind denn so erste Schritte vielleicht oder was sind so die Dinge,
Wolfgang: die man so tun sollte, um sich dem Thema zu nähern und um vielleicht auch einfach
Wolfgang: mal zu checken, ob man auf dem richtigen Weg ist?
Gast: Also was wir bei InnoVex oft als erstes Projekt mit unseren Kunden machen,
Gast: ist so eine Art Assessment.
Gast: Das heißt, wir schauen uns das Produkt nach der EU-Norm an.
Gast: Also das ist jetzt kein vollständiger Audit, aber wir schauen uns die wichtigsten
Gast: Elemente an in einem festgelegten Zeitrahmen und identifizieren schon mal die
Gast: größten Probleme, was Barrierefreiheit angeht.
Wolfgang: Also was machst du dann beispielsweise?
Gast: Genau, da bin ich einer von mehreren Accessibility-Experten bei uns, die sowas machen.
Gast: Und wenn wir das haben, können wir mit unseren Kunden sehr gut identifizieren,
Gast: an welchen Themen gearbeitet werden muss.
Gast: Das heißt, oft ist es so, dass unsere Kunden schon eigene Softwareentwickler
Gast: und Designer oder Content-Creator, sage ich mal, mitbringen.
Gast: Und da identifizieren wir Personen, bei denen es vielleicht Sinn machen würde,
Gast: ein Training zu veranstalten.
Gast: Das heißt, es gibt Softwareentwickler, die vielleicht noch keine Erfahrung mit
Gast: dem Thema Barrierefreiheit haben und dort eben ein bisschen Hilfestellung brauchen,
Gast: sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Gast: Das ist ein großer Block und das andere ist eben, dass wir Stellen im Produkt
Gast: identifizieren, an denen Änderungen umgesetzt werden müssen.
Gast: Und aufgrund dieses Assessments können wir auch so ein bisschen priorisieren
Gast: und unsere Unterstützung anbieten, weil Softwareentwicklung ist ja eines unserer
Gast: Kerngeschäfte bei InnoVex,
Gast: dass wir eben unseren Kunden helfen, diese Probleme auch zu beheben und dann
Gast: am Ende ein barrierefreies Produkt zu entwickeln.
Gast: Und letztendlich haben wir dann noch eine Partnerfirma, die wir nutzen für Accessibility Audits.
Gast: Das heißt, die machen einen professionellen Audit nach EU-Norm,
Gast: schauen sich das Produkt an.
Gast: Und dann haben wir auch nochmal die Sicherheit, dass die Software,
Gast: die wir entwickelt haben, dass die von einem Dritten nochmal geprüft wurde und
Gast: als Barrierfreiheit zertifiziert wurde. Das ist etwas, was man machen kann.
Wolfgang: Ich finde, sowas wie so ein Audit, oder so ein Assessment hast du es ja genannt,
Wolfgang: Finde ich schon ganz spannend,
Wolfgang: denn wenn man jetzt halt keine Erfahrung hat und dann anfangen muss,
Wolfgang: sich das anzulesen, was ja oft auch so der Schritt ist, also in meiner Zeit
Wolfgang: als Softwareentwickler, wenn es was Neues gab, was habe ich gemacht,
Wolfgang: gelesen, mal ein YouTube-Video angeschaut und dann überlegt,
Wolfgang: ja, habe ich das verstanden?
Wolfgang: Wahrscheinlich irgendwie schon und dann gib ihm. Aber ich fand es auch immer
Wolfgang: halt total hilfreich, irgendwo ein Seminar zu machen oder einen Workshop mit
Wolfgang: irgendwelchen Leuten, die sich damit wirklich auskennen.
Wolfgang: Meine Erfahrung war immer, halber Tag Workshop mit irgendwelchen Leuten,
Wolfgang: die Ahnung haben, brachte mir immer mehr als irgendwie eine Woche lang was durchlesen.
Wolfgang: Weil der Experte kann es ja auch so ein bisschen auf den Punkt bringen,
Wolfgang: kann es kondensieren und kann sagen, okay, das ist wichtig, das ist irrelevant erstmal.
Wolfgang: Und ich glaube, so als Startpunkt für ein existierendes Projekt,
Wolfgang: so ein Assessment, das ist natürlich eine ganz, ganz coole Sache.
Wolfgang: Und diese Trainings, die du angesprochen hast, ist das dann auch was für Unternehmen,
Wolfgang: die vielleicht noch keine fertigen Produkte haben oder was Neues planen und
Wolfgang: ihre Leute dann schon mal so einschwören möchten oder schon mal so enablen möchten
Wolfgang: für diese ganze Thematik?
Gast: Ja, natürlich. Wir bieten zwei Trainings an. Wir haben ein Training,
Gast: das ist für Softwareentwickler.
Gast: Und das ist nicht nur für Firmen interessant, die selber ein Produkt entwickeln,
Gast: das ist auch für Firmen interessant, die für andere Firmen Produkte entwickeln,
Gast: also Dienstleister wie wir selber. Das heißt, unser Softwareentwicklungstraining
Gast: ist auch intern verfügbar für unsere Softwareentwickler.
Gast: Und dann haben wir noch ein Training, das speziell abzielt auf Product Owner
Gast: oder Menschen im Produktmanagement.
Gast: Wir sind Entscheidungsträger, die das Produkt strategisch betreuen und strategisch
Gast: weiterentwickeln wollen, weil gerade wenn wir uns in komplexeren Umfällen,
Gast: wie zum Beispiel im Konzernumfeld bewegen,
Gast: gibt es deutlich mehr Dinge zu beachten als, hey, wir wollen einfach nur Barrierefreiheit,
Gast: sondern da sind oft Änderungen an Entwicklungsprozessen oder an der Organisationsstruktur
Gast: notwendig, um Barrierefreiheit nachhaltig im Produkt umzusetzen.
Wolfgang: Ja, ich glaube gerade auch, wenn ich jetzt in einem großen Unternehmen bin und
Wolfgang: ich bin Produktmanager, ist es für mich ja auch sehr, sehr wertvoll,
Wolfgang: ja, die Expertise zu haben.
Wolfgang: Ich muss ja vielleicht nicht der absolute Crack sein, wenn es um Accessibility
Wolfgang: oder andere Dinge geht, aber das Ganze zu verstehen ist ja auch für meine strategischen
Wolfgang: Entscheidungen einfach super wichtig.
Wolfgang: Dann kann ich ja auch, keine Ahnung, in welche Aussagen aus dem Entwicklungsteam
Wolfgang: beispielsweise ganz anders einsortieren oder vielleicht auch mal kritisch nachfragen
Wolfgang: und sagen, hey Leute, aber passt das hier eigentlich auch mit der Accessibility?
Wolfgang: Müssen wir da vielleicht nicht noch ein bisschen mehr machen?
Wolfgang: Und das finde ich immer ganz spannend, wenn man so dieses Hintergrundwissen dann einfach hat.
Gast: Genau und wir haben vorhin ja auch ein bisschen über die Assessments und Audits gesprochen.
Gast: Das ist immer so, da fällt ja am Ende meistens eine sehr lange Liste an Issues raus.
Gast: Und um aus dieser langen Liste auch was zu kreieren,
Gast: an dem man weiterarbeiten kann, das heißt irgendwelche Issues für Jira oder
Gast: irgendwelche Tickets oder einen Plan zu machen, wie kommen wir jetzt von dieser
Gast: langen Liste an Issues, wie kommen wir von dahin zu irgendwas,
Gast: womit wir arbeiten können,
Gast: um das Produkt am Ende auch barrierefrei gestalten zu können.
Gast: Da ist oft der Punkt, wo dann Hilfestellung notwendig ist, weil wenn man...
Gast: Sehr wenig Ahnung oder Begegnung mit dem Thema Barrierefreiheit bisher hatte,
Gast: kann das sehr überwältigend sein.
Wolfgang: Vor so einer langen Liste zu stehen. Ja, absolut nachvollziehbar.
Wolfgang: Also, wenn es halt nicht dein täglich Brot ist, du da die Expertise nicht hast,
Wolfgang: dann weißt du ja auch nicht, wo fange ich jetzt an?
Wolfgang: Das fängt ja auch schon bei Dingen an, wie priorisiere ich es?
Wolfgang: Gibt es da jetzt Dinge, die halt sehr wichtig sind und gibt es Dinge,
Wolfgang: die vielleicht auch nur so nice to have sind oder gibt es Dinge,
Wolfgang: die ich vielleicht im Nachgang noch kurz,
Wolfgang: hinmachen kann, die es nicht so einen großen Impact haben und da finde ich es
Wolfgang: immer gut, wenn man mit Leuten irgendwie halt im Dialog sein kann,
Wolfgang: die halt die Ahnung mitbringen und vor allem finde ich persönlich es immer sehr, sehr gut,
Wolfgang: wenn diese Leute praktische Erfahrungen haben und sich es nicht nur angelesen haben.
Wolfgang: Also man kennt das ja auch manchmal so aus dem Consulting-Bereich,
Wolfgang: dass der Consultant sich das also habe ich alles schon erlebt,
Wolfgang: dass der Consultant sich das halt angelesen hat und dann sehr selbstbewusst
Wolfgang: mit diesem angelesenen theoretischen Wissen auftritt und da ist der Benefit
Wolfgang: meistens überschaubar.
Wolfgang: Und jetzt finde ich es halt cool. Ich meine, du machst das seit wie vielen Jahren
Wolfgang: beschäftigst dich damit?
Gast: Eigentlich seit ich bei Interwex bin, seit fünf Jahren.
Gast: Also direkt in meinem ersten Projekt war das Produkt für den US-Markt und musste
Gast: deswegen barrierefrei sein.
Gast: Deswegen würde ich sagen, seit fünf Jahren jetzt bin ich in Projekten unterwegs,
Gast: die mit Barrierefreiheit in der einen oder anderen Form zu tun haben.
Wolfgang: Ja, also sowas finde ich immer gut. Auch wenn ich selbst irgendwelche Weiterbildungen
Wolfgang: schon gemacht habe, ich achte auch immer sehr stark darauf, dass ich eine Weiterbildung
Wolfgang: bei Leuten mache, die auch praktische Erfahrungen haben.
Wolfgang: Also es gibt genügend auch Trainer, die machen nur theoretische Sachen.
Wolfgang: Da denke ich mir, ich kann so gut lesen halt. Ich bin auch Speedreader,
Wolfgang: ich kann auch super schnell lesen.
Wolfgang: Da brauche ich niemanden dafür, der es mir vorliest.
Gast: Ja, aber gerade beim Thema Prävisierung, das du vorhin angesprochen hast,
Gast: das ist natürlich sehr wichtig, nicht nur die, also da kommen so ein bisschen
Gast: beide Welten zusammen, weil man braucht zum einen den Blick auf das eigene Produkt.
Gast: Weil niemand kennt das eigene Produkt so gut selbst wie, sag ich mal,
Gast: die Entwickler oder der Projektordner des Produkts.
Gast: Aber auch das kombiniert mit dem Expertenwissen eines Accessibility-Experten,
Gast: weil es ja nicht nur darum geht, identifizieren wir jetzt die Use Cases,
Gast: bei denen die meisten Nutzer durchlaufen, weil das kann eine Art der Priorisierung sein,
Gast: aber welche Accessibility-Probleme sind auch, sag ich mal, schnell umzusetzen
Gast: oder wie schwerwiegend ist ein Problem? Man kann die Issues auch so ein bisschen,
Gast: einordnen nach der Auswirkung auf die Nutzern. Ist es jetzt nur,
Gast: was es umständlich macht für Nutzer, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen oder
Gast: macht es sie komplett unmöglich?
Wolfgang: Ja, und da brauchst du halt wirklich jemanden, das ihr mit auskennt.
Wolfgang: Ich meine, das ist ja bei vielen solchen Querschnittsgeschichten so.
Wolfgang: Das große Thema Security zum Beispiel, was sich auch so durch deine Anwendung durchzieht.
Wolfgang: Du machst vielleicht da auch so ein Assessment von deiner Anwendung und dann
Wolfgang: sind da ein, zwei, drei Security Engineers, die es sich anschauen und dir dann
Wolfgang: eine Riesenliste aufschreiben und sagen, hey, guck mal, diese 25 Punkte haben wir gefunden.
Wolfgang: Ja, jetzt guckst du dir das an, hast da vielleicht nicht so die Ahnung und denkst,
Wolfgang: okay, 25 ist eine große Zahl.
Wolfgang: Ist das jetzt schlimm oder ist das nicht schlimm? I don't know. Wie priorisiere ich es?
Wolfgang: Puh, das sieht schlimm aus. Ist es vielleicht aber nicht. Und das ist halt immer
Wolfgang: bei diesen Spezialthemen, die du halt sonst nicht so auf dem Schirm vielleicht
Wolfgang: hast oder im Daily Business noch nicht hast.
Wolfgang: Also sollte es sich wahrscheinlich ändern, aber ist wahrscheinlich Stand heute noch nicht so.
Gast: Genau, ich hatte mal ein Produkt, da haben wir so ein professionelles Audit
Gast: machen lassen und haben am Ende ein PDF mit 50 Seiten zurückbekommen an Issues.
Gast: Und das ist natürlich, sag ich mal, dann erstmal ein Berg an Informationen,
Gast: vor denen man da steht und sich
Gast: da strukturiert durchzuarbeiten und daraus Jira-Tickets zu generieren,
Gast: um anfangen zu können, diese Probleme zu beheben, ist schon eine Aufgabe.
Gast: Da braucht man eine gewisse Expertise und die muss von irgendwo kommen.
Wolfgang: Das kannst du doch nicht bewältigen, wenn du da keine Ahnung hast.
Wolfgang: Also wenn du als Product Owner bist und kriegst 50 Seiten PDF und du hast aber
Wolfgang: noch nie was in dem Bereich gemacht, das ist ja unmöglich. Also kannst du würfeln.
Gast: Also du kannst schon natürlich, wenn du als Product Owner irgendwie 30 Stunden
Gast: pro Woche über hast, in dem du nichts zu tun hast.
Wolfgang: Okay, dann kannst du das draufschaffen. Dann kannst du das machen.
Gast: Aber noch nie so einen Product Owner kennengelernt.
Wolfgang: Ist auch zu teuer, finde ich. Also wenn du das selber draufschaffen musst als
Wolfgang: Product Owner, es kostet auch unglaublich viel Zeit und dadurch auch viel, viel Geld einfach.
Wolfgang: Sag mal, Jonas, wenn wir mal ein bisschen in die Zukunft blicken,
Wolfgang: klar, jetzt im Sommer, im Juni gibt es das Inkrafttreten vom EU Accessibility Act,
Wolfgang: aber wenn du noch ein bisschen vielleicht in deine Accessibility Kristallkugel
Wolfgang: schaust, und ich hoffe, die ist barrierefrei,
Wolfgang: siehst du da noch große Accessibility Themen in der Zukunft vielleicht,
Wolfgang: für die nächsten zwei, drei Jahre, gibt es da noch große Dinge,
Wolfgang: wo gerade viel Bewegung drin ist?
Gast: Es ist ja erstmal so, dass der European Accessibility Act, der bleibt ja bestehen.
Gast: Der gilt ja nicht nur an dem einen Tag und da muss was gemacht werden,
Gast: dann ist alles gut, sondern das gilt ja weiterhin für alle neue Software, die auf den Markt kommt.
Gast: Das heißt, das Thema wird uns so schnell nicht wieder verlassen.
Gast: Und dann ist es ja auch so, dass die zugrunde liegenden Normen,
Gast: also die EU-Normen und die darunter liegenden Web Content Accessibility Guidelines,
Gast: die werden ja auch weiterentwickelt.
Gast: Und bei den Web Content Accessibility Guidelines, da nähert sich am Horizont
Gast: auch schon ganz langsam Version 3,
Gast: die nochmal viele neue Sachen mitbringt, gerade weil ja auch die Dinge,
Gast: die wir in unserem Alltag benutzen, sich ändern.
Gast: Zum Beispiel jetzt in der letzten Jahr, das Smartphone hat immer eine größere Rolle eingenommen.
Gast: Deswegen kann das durchaus sein, dass dann mit neuen Normen auch zum Beispiel
Gast: so Smartphones mehr berücksichtigt werden.
Gast: Oder eben die Sachen, die Smartphones mitbringen. Touch-Interfaces.
Gast: Genau, vielleicht gibt es ja dann mal eine neue Technologie,
Gast: die sich in unser Leben einschleicht. Was kommt nach Smartphones,
Gast: wer weiß es, keine Ahnung.
Wolfgang: VR-Brillen.
Gast: Ja, und auch da wird das Thema Barrierefreiheit sich vielleicht irgendwann dann
Gast: etablieren, wenn das genug genutzt wird.
Wolfgang: Ja, cool wäre es natürlich, wenn man vielleicht irgendwann mal an dem Punkt
Wolfgang: ist, wo das so ein ganz normales Thema ist, dass man immer mitdenkt,
Wolfgang: wo auch keiner mehr überrascht ist, dass es sowas gibt oder so.
Gast: Das wäre eine schöne Welt, ja.
Wolfgang: Jonas, Hoffnung ist doch der Treibstoff, der uns an der Stange hält, oder?
Gast: Ja.
Wolfgang: Jonas, vielen Dank für das Gespräch. Also ich habe mal wieder viel,
Wolfgang: viel gelernt und bin gespannt, was in den nächsten Wochen und Monaten noch in
Wolfgang: der Berichterstattung so passiert.
Wolfgang: Vor allem bin ich gespannt, ob dann so ab Anfang Juni die große Accessibility-Panik
Wolfgang: im Internet losbricht, weil man auf einmal erkennt, dass jetzt hier was passiert.
Gast: Vielen Dank, Wolfgang.
Voiceover: Das war das Gespräch mit Jonas. Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht.
Voiceover: Wenn ihr Feedback habt, dann erreicht ihr mich per E-Mail unter podcast.innovax.de.
Voiceover: Wir hören uns in der nächsten Folge wieder.
Voiceover: Und bis dahin wünsche ich euch viel Spaß und eine gute Zeit.
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